Wie Du mit Zinshopping Deine Lebenszeit verschwendest

Lockvogelangebote sind allgegenwärtig, auch in der Finanzbranche. Banken werben rund um die Uhr mit Zinsboni und Depotwechselprämien um neue Kunden. Dieser Beitrag ist ein Plädoyer dafür, dass Dir derartige Sirenengesänge egal und Deine Zeit heilig sein sollte.

Zinshopping lohnt sich nicht. Unsere Zeit ins in anderen Dingen besser aufgehoben.

Tausche Sonntagabend gegen 5 Cent

Als wir letztens meine Eltern besucht haben, eröffnete mir mein Vater, dass er noch einmal los müsse … tanken. Es war Sonntagabend und ich war irritiert, da ich mich auf das gemütliche Zusammensein gefreut hatte.

Auf die Frage, warum er gerade jetzt los müsse, antwortete er, dass seine App ihm eröffnet hat, dass eine Tankstelle in der Nähe den Dieselpreis um 5 Cent gesenkt hat. Nach einem kurzen Gespräch kamen wir allerdings zu dem Schluss, dass es die Ersparnis von 3 Euro nicht wert war, extra zur Tankstelle zu fahren.

Wenn es um Geld geht, machen wir komische Dinge. Der Eine fährt Sonntagabend wegen 3 Euro zur Tankstelle und der Andere wechselt alle paar Monate das Tagesgeldkonto, um 1 Prozent Zinsen zu erhaschen. Die meisten von uns werden solche Verhaltensweisen bei sich beobachten können. Dabei sollte uns unsere Lebenszeit mehr wert sein.

Ein paar Euro mehr oder weniger haben keinen Einfluss auf unser Lebensglück, ein gemütliches Zusammensein mit Freunden und Familie hingegen schon.

Ist Zinshopping sinnvoll?

Eine prominente Bank bietet derzeit Neukunden sagenhafte 1 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld garantiert für 4 Monate. Das Angebot ist gültig bis zu einer Anlagesumme von 50.000 Euro. Nach den 4 Monaten sinkt der Zins auf 0,01 Prozent.

In Zeiten, in denen der Zins quasi abgeschafft scheint, klingt 1 Prozent verlockend. Rechnest Du genauer nach, stellt sich Ernüchterung ein. Bei einer Anlage von 10.000 Euro entspricht das Neukundenangebot exakt 33,33 Euro. Im Zweifel werden auf diese Summe auch noch Steuern fällig.

Um an die 33,33 Euro zu kommen, investierst Du wertvolle Lebenszeit für Recherche, Kontoeröffnung und verkaufst der Bank Deiner Wahl Deine persönlichen Daten.

Die Wahl der Depotbank: Was wirklich zählt

Gerade wenn es um wichtige Geschäftsbeziehungen wie die Wahl des Brokers geht, sollten Lockangebote für Depoteröffnungen und Depotüberträge das allerletzte Auswahlkriterium sein. Viel wichtiger sind beispielsweise

• kompetente Ansprechpartner im Hintergrund,
• Transparenz,
• das Käufe und Verkäufe zuverlässig ausgeführt werden
• und generell ein faires Preis-/Leistungsverzeichnis

Für mich persönlich ist noch entscheidend, dass die Bank meiner Wahl generell ein nachhaltiges und professionelles Auftreten an den Tag legt. Wenn eine Bank systematisch Ihre Kunden schlecht berät oder in unzählige Rechtsstreitigkeiten verwickelt ist, kommt eine Zusammenarbeit nicht in Frage.

Sind meine Anforderungen erfüllt, bin ich bereit für eine langfristige Geschäftsbeziehung und ignoriere die Lockangebote anderer Anbieter.

Resümee

Die aktuelle Nullzinsphase lässt die Neukundenangebote von Banken auf den ersten Blick attraktiv erscheinen. „1 Prozent ist immerhin besser als nichts.“

Auf den zweiten Blick sind die Angebote den Aufwand eines Kontenwechsels nicht wert, zumal diese in aller Regel zeitlich befristet sind und mit Einschränkungen einher gehen. Gerade bei sensiblen Entscheidungen wie der Wahl des Brokers sollten Neukundenboni in der Entscheidungskette ganz hinten im Glied stehen.

Unsere Zeit ist zu wertvoll für Zinshopping und besser investiert in:

  • Zwischenmenschliche Beziehungen
  • Gesundheit
  • Unsere Arbeit
  • Dem Aufbau eines Investmentplans, dem du langfristig treu bleiben kannst

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.