Kaum eine Anlagemethode wird auf Finanzblogs derzeit so häufig thematisiert wie die Levermann Strategie. Sie lockt mit attraktiven Überrenditen durch einen standardisierten Anlageprozess. Stellt sich die Frage:
Was ist dran?
Als Anhänger der Markteffizienzhypothese würde ich spontan behaupten:
Hier wird nur eine weitere Sau durchs Dorf getrieben.
Doch so einfach will ich es mir nicht machen. Da ich weiß, dass Philipp vom Blog Investment Amad€ nach der Levermann Strategie investiert, habe ich ihn gebeten einen Gastartikel für uns zu verfassen. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen und freue mich auf eine interessante Diskussion im Anschluss.
Levermann Strategie: Gastartikel von Philipp Amadeus Kammerer
Ich bekomme oft die Frage gestellt: „Welche Investment Strategie verwendest du selbst?“
Und genau diese Frage werde ich in diesem Artikel beantworten. Denn ich habe heute die Ehre, meine Investment Strategie in der Finanzküche vorzustellen. Danke dafür!
Ich werde dabei auf folgende Fragen eingehen:
- Nach welcher Investment Strategie investierst du?
- Was sind die Vor- und Nachteile der Strategie?
- Wem kannst du diese Strategie weiterempfehlen?
Inhaltsverzeichnis
Nach welcher Investment Strategie investiere ich?
Das lässt sich mit 2 Wörtern beantworten: Levermann Strategie.
Die Fondsmanagerin Susan Levermann
Susan Levermann hatte einen Traum: Sie wollte die beste in ihrem Gebiet werden. Wer möchte das auch nicht?
Susan Levermann war 8 Jahre lang an der DWS tätig. Das ist Deutschlands größte Fondsgesellschafft. Dort schaffte sie es zum Senior Fondsmanager und Director. Und investierte 1,7 Milliarden Euro Kundengelder in europäische und deutsche Aktienfonds.
2008 hatte sie ihren großen Durchbruch. Levermann wurde für den besten Aktienfonds über 1 und 3 Jahre ausgezeichnet.
In ihrem Buch „Der entspannte Weg zum Reichtum“ erklärt sie, mit welcher Strategie sie dabei vorgegangen ist. Diese Strategie nennt sie die Levermann Strategie.
Wie ist die Levermann Strategie aufgebaut?
Die Levermann Strategie ist ein quantitatives Investitionsmodell. Auf Deutsch: Sie beruht auf Kennzahlen.
Auf 13 – um genau zu sein. Jede Kennzahl wird mit -1, 0 oder +1 Punkte bewertet. Aus diesen Punkten wird eine Gesamtpunktezahl ermittelt. Dadurch können verschiedene Aktien miteinander verglichen werden.
Aber was noch wichtiger ist: Die Investment Entscheidungen werden dir vorgegeben. Erreicht eine Aktie 4 Punkte, kaufst du sie. Fällt sie auf 2 Punkte, verkaufst du sie wieder und suchst dir wieder Aktien, die 4 Punkte erhalten. Einfacher geht es kaum.
Du musst nur alle 2 Wochen die Kennzahlen überprüfen. Und bei Notwendigkeit dein Depot umschichten.
Die 13 Kennzahlen im Detail
Du möchtest auch die Levermann Strategie anwenden? Dann sollst du davor wissen, wie sie aufgebaut ist. Du sollst wissen, aus welchen Kennzahlen sie besteht. Investiere nie in eine Black Box!
- Eigenkapitalrendite
Die Eigenkapitalrendite ist nichts anderes als die Rendite des eingesetzten Geldes.
- EBIT-Marge (EBIT = Earnings Before Interests and Taxes)
Die EBIT-Marge ist eine Kennzahl für das operative Geschäft. Je höher der Prozentsatz, desto profitabler ist das Unternehmen.
- Eigenkapitalquote
Die Eigenkapitalquote misst den Verschuldungsgrad. Sie ist das Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital.
- KGV 5 Jahre
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis misst den Preis des Unternehmens. Je niedriger das KGV, desto billiger ist das Unternehmen.
- KGV aktuell
- Analystenmeinungen
Dazu fällt mir ein Zitat von Sir John Templeton ein: „It is impossible to produce superior performance unless you do something different from the majority.”
Deshalb investiert Levermann entgegengesetzt zu den Analystenmeinungen.
- Reaktion auf Quartalszahlen
Die Reaktion von Quartalszahlen misst, wie sich der Kurs nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen verändert hat.
- Gewinnrevisionen
Gewinnrevisionen sind nichts anderes als Gewinnwarnungen. Diese Kennzahl soll uns vor einem kurzfristigen Kursabsturz schützen.
- Kurs heute gg. Kurs vor 6 Monate
- Kurs heute gg. Kurs vor 1 Jahr
- Kursmomentum
Das Kursmomentum vergleicht die beiden Trendlinien „Kurs heute gg. Kurs vor 6 Monate“ und „Kurs heute gg. Kurs vor 1 Jahr“.
- Dreimonatsreversal
Angenommen du würdest am Monatsanfang die 5 schlechtesten Aktien und die 5 besten Aktien verkaufen. Dann würdest du eine Rendite von 3,7% p.a. erwirtschaften. Eine solche Strategie nennt sich Reversal-Strategie.
Das Dreimonatsreversal untersucht, wie die Aktie in den letzten 3 Monaten abgeschnitten hat. Und soll einen guten Einstiegsmoment ermitteln. Ganz nach dem Motto: „Buy cheap and sell dear.“
- Gewinnwachstum
Das Gewinnwachstum erklärt sich eigentlich von selbst. Es ist das Verhältnis des Gewinns zum Vorjahr.
Diversifikation
Auch Systeme machen Fehler! Daher ist die Diversifikation auch bei der Levermann Strategie wichtig.
Nun stellt sich die Frage: Wie breit soll ich diversifizieren?
Susan Levermann empfiehlt eine Diversifikation von 10-30 Aktien.
Diese Diversifikation empfehlen auch übrigens viele andere Value Investoren. Darunter: Warren Buffett, Benjamin Graham, James Montier, Joel Greenblatt, …
Was sind die Vor- und Nachteile der Strategie?
Die Vorteile der Levermann Strategie liegen auf der Hand:
- Sie beruht auf Kennzahlen.
- Sie ist objektiv.
- Sie lässt sich einfach automatisieren.
Die zweite Seite der Medaille
Ein entscheidender Nachteil entsteht durch die Erwartungen der Anleger. Dieser Nachteil ist nicht der Levermann Strategie zu verschulden – sondern den Emotionen.
Denn die Levermann Strategie wird nicht immer den Markt outperformen. Dafür gibt es keine Garantie. Keine Strategie erzielt eine ständige Outperformance.
Aber die Levermann Strategie erzielt langfristig eine durchschnittliche Überrendite. Vorausgesetzt du hältst dich an die Strategie – auch in Hungerperioden.
Du glaubst mir nicht? Dann kannst du dir ja mal folgendes Wikifolio-Depot ansehen.
Viele Privatanleger verlieren ihre Nerven, wenn es einmal nicht so rund läuft. Sie verlassen ihre Strategie und verspielen so alle Chancen auf eine langfristige Outperformance.
Du musst auch die Vorteile eines Crashs sehen: Die Aktien werden billig. Verdammt billig!
Schon Benjamin Graham sagte: „Buy cheap and sell dear.“
Wer 2009 Aktien kaufte, machte entweder Gewinne oder sehr gute Gewinne. Wer 2015 Aktien kaufte, machte entweder niedrige Gewinne oder Verluste.
Siehst du den Unterschied? 2009 war die Wirtschaftskrise. Alle Aktien waren so billig wie noch nie. 2015 befanden wir uns bereits in einem ablaufenden Bullenmarkt. Die Aktien waren bereits deutlich teurer. Mittlerweile sind die Aktien schon wieder billiger geworden – aufgrund des Börsencrashs in China.
Die Levermann Strategie hat aber auch noch einen weiteren „Nachteil“. Welche Aktien bewertet die Levermann Strategie hoch?
Aktien, die unterbewertet sind. Sie ist ja eine Value Investing Strategie.
Und wann ist eine Aktie unterbewertet?
Oft sind Aktien unterbewertet, die sich in finanziellen Notsituationen befinden. Außer in einem Crash: Zu diesem Zeitpunkt sind fast alle Aktien unterbewertet.
Nun ist es aber nicht leicht, eine solche Aktie zu kaufen. Das Unternehmen befindet sich ja in einer Notsituation.
Schuld daran sind unsere Emotionen. Nach diesem Prinzip funktioniert aber jede Art von Value Investing Strategie. Auch die Value and Growth Strategie und die Magic Formula.
Wem kann ich die Strategie weiterempfehlen?
Du möchtest unterbewertete Aktien kaufen? Dir reicht die Marktrendite nicht? Du möchtest mit geringem Aufwand eine Überrendite erzielen? Und dir macht es nichts aus, in finanzielle Schieflagen zu investieren?
Dann ist die Levermann Strategie das Richtige für dich.
Wenn die Levermann Strategie nichts für dich ist, dann würde ich vom Value Investing Abstand nehmen. Dann bist du beim passiven Investieren besser aufgehoben.
Die Levermann Strategie ist zwar eine gute Möglichkeit, um Überrenditen zu erzielen. Aber sie erfordert eine Menge Durchhaltevermögen. Und kann auch einmal Bauchschmerzen verursachen.
Hier findest du einen guten Podcast zur Levermann Strategie mit Erfahrungswerten:
Vertiefende Literatur
Im Buch Der entspannte Weg zum Reichtum zeigt dir Susan Levermann, wie du Ihre Strategie praktisch umsetzen kannst. Wenn du an der Levermann Strategie interessiert bist, führt an diesem Buch kein Weg vorbei. *
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Resümee
Nach meiner Erfahrung ist die Levermann Strategie eine einfache Möglichkeit, um Überrenditen zu erzielen. Darum verwende ich sie.
Wer sie verwendet, sollte aber über ein entsprechendes Grundwissen über die Börsenpsychologie besitzen. Und dieses auch anwenden können.
Dazu ein abschließendes Zitat von Warren Buffett: „Investing is simple but not easy.“
Du möchtest mehr über die Levermann Strategie erfahren? Dann kannst du ja meine Artikelserie lesen. Der Finanzrocker hat dazu auch einen sehr guten Artikel veröffentlicht.
Was hältst du von der Levermann Strategie?
Schreibe mir deine Gedanken in die Kommentare!
Philipp Amadeus Kammerer ist der Gründer von Investment Amad€. Dabei handelt es sich um einen Nischenblog zum Thema Investment Strategien. Auf seinem Blog stellt er dir verschiedene Investment Strategien vor und zeigt dir die Vor- und Nachteile auf. Sein Ziel ist es dich Stück für Stück an deine eigene Investment Strategie heranzuführen.
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