Geld abheben im Ausland – dreister geht es kaum

Bis heute wehren sich die Tschechen erfolgreich gegen den Euro. Daher hieß es für mich, kaum dass wir im Hotel angekommen waren, Hirn anschmeißen und überlegen, wo wir Kronen herbekommen.

Bargeld wechseln, kam nicht in Frage. Denn spätestens seitdem ich auf dem Londoner Flughafen ausgenommen wurde wie die Weihnachtsgans Auguste, traue ich keiner noch so seriös wirkenden Wechselstube mehr. Damals rechnete die nette Dame mit einem gut dreißig Prozent schlechteren Wechselkurs.

Das freundliche Angebot des Concierge uns Geld zu tauschen, schlug ich also aus. Ich hatte mir fest vorgenommen, mit meiner Kreditkarte Geld abzuheben.

Zu meiner Freude barg der Eingangsbereich des Hotels noch einen Geldautomaten. Natürlich aus reinster Nächstenliebe … freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Euronet.

Der Spaß beginnt

Gutmütig schluckte der Automat meine Kreditkarte. Sprache? Deutsch – Was möchten Sie tun? Bargeldauszahlung – Welchen Betrag? 2600 Kronen – Zum Garantierten Wechselkurs oder Variabel? – Auf die Frage war ich nicht vorbereitet. Ich wollte zügig mein Geld und dachte mit der Wahl des Betrages hat sich das Ganze erledigt.

Gerade noch rechtzeitig schrillten in meinem Hinterkopf die Alarmglocken. Erst kürzlich hatte ich gelesen, dass bei direkter Umrechnung in die Landeswährung Mondpreise verlangt werden. Dabei ging es jedoch um das Zahlen mit Kreditkarte in einem Restaurant. Dass ich auch an einem Geldautomaten abgezockt werden sollte, konnte ich mir nicht vorstellen.

Trotzdem schaute ich noch einmal genau hin. Neben dem „Garantiert-Button“ waren noch klein 105,50 Euro ausgewiesen. Der Betrag sollte mir für 2600 Kronen in Rechnung gestellt werden. Das gab den Ausschlag.

Für die 2600 Kronen hatte ich keine 100 Euro eingeplant. Der Wechselkurs lag am Morgen noch bei 1:27. Nach kurzem Zögern entschied ich mich für das Risiko und wählte keinen garantierten Wechselkurs.

Sind Sie sich sicher?

Wer denkt, damit hatte es sich erledigt, irrt. Jetzt wurde es erst richtig dreist. Eine weitere Einstellung erschien. Oben stand in fetten Lettern: Sind sie sich sicher? Rechts unten erschien der bekannte „Garantiert-Button“, einladend mit leuchtendem Grün hinterlegt. Links unten befand sich in Alarm-Rot der „Variabel-Button“. Einziger Sinn war, mich von meiner Entscheidung abzubringen. In der Mehrzahl der Fälle dürfte das klappen. Auch ich war unsicher, doch ich blieb bei meiner Entscheidung und hielt es auch die nächsten Tage so bei.

Der Blick auf meine Kreditkartenabrechnung hat mir heute Recht gegeben. Meine Hausbank hat mir für die 2600 Kronen statt 105,50 Euro nur 97,10 Euro berechnet. Das sind acht Prozent Unterschied. Bei einem längeren Urlaub kann das richtig teuer werden.

Das i-Tüpfelchen der Show war übrigens die Schlusseinblendung. „Quittung“ war unten links rot hinterlegt und „keine Quittung“ erschien grün in der unteren rechten Ecke. Das ist in etwa so, als ob IKEA am Ausgang dafür werben würde, den Kassenbon zu entsorgen.

Fazit

Dreister geht es kaum. Die Menüführung der Geldautomaten ist darauf ausgerichtet, uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Hinter der direkten Umrechnung in die eigene Währung stecken miserable Wechselkurse und horrende Gebühren. Wer vorher von der Masche nichts gehört hat, tappt zwangsläufig in die Falle.

Beim Geld abheben im Ausland gilt:

Egal, wie schmackhaft dir der garantierte Wechselkurs gemacht wird, entscheide dich immer dagegen. Deine Hausbank wird den Betrag noch am selben Tag zum offiziellen Kurs umrechnen.

Einen ausführlichen Artikel zum Thema findest du auf Zeit-Online. Er hat den passenden Titel: Abzocke im Urlaub [wysija_form id=“8″]

Dein Finanzkoch
Christoph Geiler

Bildquelle: © Marco2811 – fotolia

Portrait vom Autor dieses Artikels
Über Christoph Geiler

Als Finanzberater bin ich auf die Themen Finanzplanung, Geldanlage und Altersvorsorge spezialisiert. Als Finanzkoch bin ich konzeptionell tätig und erstelle Inhalte. In meiner Freizeit schwinge ich den Kochlöffel, treibe Sport und spiele mit meinem Sohn.